Krisen unterscheiden sich stark in ihrer Art und ihrem Verlauf. Es gibt verschiedene Arten und Phasen von Krisen, und Unterschiede bei dem, was Menschen als hilfreich erleben. Ich stell dir hier etwas vor, das sich in der praktischen Arbeit mit Menschen unterschiedlichen Alters und in verschiedenen Krisensituationen bewährt hat.
Vielfalt von Krisen
Vereinfacht umschrieben wird etwas als Krise erlebt, wenn das was da ist, nicht ausreicht um Ereignisse, Lebensumstände und weiteres zu bewältigen und man sich "aus dem Gleichgewicht" fühlt. Das kann von kurzer oder längerer Dauer sein und mehr oder weniger heftig. Krisen sind verschieden, habe zahlreiche mögliche Auslöser und gehen einher mit emotionalen Reaktionen, wobei diese zuviel und zuwenig sein können. Als beziehungsorientierte Wesen ist z.B. alles Zwischenmenschliche ein möglicher Auslöser sowohl für Freude, wie auch für Krisen.
Koffer packen
Die nachfolgende Übung habe ich in Thomas Prüntes Krisenbewältigungskiste gefunden und für diesen Beitrag aufbereitet. Sie eignet sich, um sich selbst zu stärken. Das kann in Krisen nie schaden. Die Übung lässt sich auch präventiv nutzen: Einfach mal wieder reflektieren und sich selbst bewusst zu machen, wie man bisher Krisensituationen gemeistert hat. "Koffer packen" stützt sich darauf, diese Lebenserfahrung zu nutzen. Durch die Art und Weise der Durchführung, bleibt das Erarbeitete länger im Gedächtnis, wie wenn einfach darüber nachgedacht wird. Ausprobieren lohnt sich!
Step 1 - Zeitstrahl
Nimm dir ein Blatt und zeichne einen Zeitstrahl auf. Diese kannst du einfach als Linie darstellen oder ausschmücken als z.B. Weg. Der Startpunkt ist bei der Geburt, der Endpunkt ist die Gegenwart. Trage jetzt alle Ereignisse ein, die du als schwierig, stark herausfordernd oder als Krisen in Erinnerung hast. Das können wie eingangs erwähnt Übergänge sein, z.B. berufliche Wechsel, private Veränderungen, eskalierende Teamkonflikte usw. sein, eben deine ganz individuellen Erfahrungen die du im Leben gemacht hast.
Nachdem du das eingetragen hast, überlege dir, welche deiner Ressourcen, Stärken, Fähigkeiten, Talente du eingesetzt hast um da rauszukommen. Das machst du einzeln für jede aufgeschriebene Situation. Alles zählt, auch Teilerfolge.
Ich habe diese Übung schon oft durchgeführt. Die meisten sind überrascht, über die Fülle an starken Elementen, die da plötzlich ersichtlich sind. Das gibt Auftrieb.
Step 2 - Koffer füllen
Jetzt kommt das richtig coole an dieser Übung. Nimm ein zweites Blatt und male einen grossen Koffer. Falls dir das so gar nicht liegt: Ein Viereck mit Überschrift "Mein Koffer", tut es auch. Jetzt überträgst du alle Fähigkeiten, Stärken und Ressourcen von Blatt 1 in den Koffer. Es sind die Sachen, mit denen du in deinem Leben bereits erfolgreich Krisen bewältigt hast oder die dir geholfen haben, einen Umgang damit zu finden.
Zum Schluss kannst du noch die Namen der Menschen, die dich unterstützt haben hinschreiben. Es ist wichtig, dass du das erst am Schluss machst und dich zuerst ganz darauf fokussierst, was du selbst beigetragen hast. Wenn dir spontan noch mehr einfällt - schreibe es dazu und fülle deinen ganz persönlichen Krisenbewältigungskoffer.
Vergangenes nutzen in Krisensituationen
So, dein Koffer ist gepackt. Du kannst jederzeit darauf zurückgreifen und dir überlegen, was davon genau jetzt hilfreich sein könnte. Vielleicht haben sich beim darüber nachdenken und aufschreiben bereits neue Ideen ergeben.
Ich hoffe, die Übung hat dir gefallen. Du kannst es mir gerne mitteilen, ich freue mich über Rückmeldungen.
Mir ist wichtig zu sagen, dass Impulse wie diese hier, nur kleine Bausteine in einem Krisenmanagement sein können. Immer wichtig sind Ansprechpersonen, ein verlässliches soziales Netz, je nach dem auch in Kombination mit professionellen Stellen. Ich weiss, dass gerade in Krisen Menschen sich oft alleine fühlen. Es gibt immer jemanden, der da ist. Rund um die Uhr sind beispielsweise die "Sorgentelefone" erreichbar: 147 für Erwachsene, 143 für Kinder und Jugendliche.
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